Extremismus und Jugendliche – Ein Referat am BZBS 08.11.2024

An der Feierabendveranstaltung des Berufs- und Weiterbildungszentrum Buchs Sargans BZBS hielten Psychologin Sarah Frick und Schulsozialarbeiter Herbert Wilscher einen Vortrag zum Thema «Soziale Medien als Einfallstor für Extremismus bei Jugendlichen».

Andreas Hobi

Seit bald 12 Jahren finden am BZBS Feierabendveranstaltungen statt. Der Sinn und Zweck dahinter sind aktuelle Themen in Bereichen Bildung, besonders in der Berufsbildung, mit den Referierenden und untereinander zu diskutieren. Rund 70 Gäste durfte Peter Keller-Giger, Leiter Grundbildung und Prorektor am BZBS, im Rahmen des 25. Anlasses begrüssen.

Das Referat startete mit der Grundsatzfrage: Was ist überhaupt Extremismus? «Zwar können sich alle unter Extremismus etwas vorstellen, doch eine einheitliche Definition gibt es nicht», erklärte Psychologin Sarah Frick. Vielmehr sei Extremismus ein Sammelbegriff für jegliche Bestrebungen, die den demokratischen Verfassungsstaat und seine fundamentalen Werte, seine Normen und Regeln ablehnen.

Jugendliche besonders anfällig

Genauso uneinheitlich wie die Definition sind auch die Arten von Extremismus. Grundsätzlich teilen sie sich in vier Kategorien ein: Rechtsextremismus, Linksextremismus, Islamismus und die Reichsbürger-Szene. Es gebe aber Gemeinsamkeiten. «Alle Arten bieten eine einfache Lösung für ein komplexes Problem», sagte Frick. Vor allem Jugendliche seien für diese simple Weltanschauung besonders empfänglich. Vielen fehle es an kritischer Reflexion, wobei die meisten sich in der Identitätsfindung befinden würden und ein Bedürfnis nach Orientierung und Zugehörigkeit hätten.

Diese Entwicklungsphase ist ein gefundenes Fressen für extremistische Gruppierungen und die sozialen Medien haben sich zur optimalen Plattform entwickelt. «Früher war es für Extremisten viel schwieriger ihre Ideologien, einem breiten Publikum auszuspielen», erklärte Frick. Traditionelle Medien hätten beispielsweise nicht einfach ungefiltert Inhalte publiziert. «Dank den sozialen Medien ist es für extremistische Gruppierungen einfacher denn je, ihre Propaganda uneingeschränkt zu verbreiten», sagte Frick. Kommt dazu, dass die sozialen Medien über das Handy ein permanenter und wichtiger Begleiter im Leben eines Jugendlichen sind.

Jugendarbeit und Schulsozialarbeit sind gefordert

«Erfährt die Jugendarbeit oder die Schulsozialarbeit von einem Jugendlichen, der Gefahr läuft, sich zu radikalisieren, ist es wichtig, diesem offen und auf Augenhöhe zu begegnen», begann Schulsozialarbeiter Herbert Wilscher von der Fachgruppe Extremismus Liechtenstein seinen Teil des Referats. Es müssen nämlich viele Risiko- und Schutz-Faktoren zusammenspielen, damit sich ein Jugendlicher effektiv radikalisiert. Darunter würde beispielsweise eine schlechte soziale Einbettung oder ein geringer Bildungsstand gehören. «Auch der Rückhalt in der Familie und verlässliche Freundschaften sind als Schutz vor einer Radikalisierung bei Jugendlichen nicht zu unterschätzen», erklärte Wilscher. Ebenso gebe es gewisse Anzeichen, die auf einen Konsum von extremistischem Gedankengut führen können. Dazu gehöre im Schulkontext beispielsweise die Verweigerung an der Teilnahme am Schwimmunterricht, das Verweigern, einer Frau die Hand zu geben oder das Tragen von spezifischen Symbolen. «Das Vorliegen von solchen Anzeichen bestätigt aber noch nicht zwingend eine Radikalisierung», hielt Wilscher fest. «Es empfiehlt sich in solchen Fällen aber, mit dem Jugendlichen das Gespräch zu suchen.»

Prävention als Mittel gegen Radikalisierung

Damit eine Radikalisierung gar nicht erst stattfinde, sei es wichtig, Hilfsangebote anzunehmen, Beratungsstellen aufzusuchen und präventiv dagegen zu wirken. Dazu gehöre das Einordnen der extremistischen Ideen durch Vertrauenspersonen und das Erlernen von Medienkompetenzen – die eben auch die sozialen Medien abdecken.

Die Veranstaltung endete mit einer regen Fragerunde und einem gemütlichen Feierabend-Apéro zum Austausch und Networking.

Präsentation: Soziale Medien und Extremismus (PDF)

 

Feierabendveranstaltung bzbs Gäste

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